Ich verliere unkontrolliert Urin, darf ich trotzdem Sport machen?

Belastungsinkontinenz und Sport

Die Frage höre ich oft, oder sie schwebt ungefragt im Raum. Fakt ist: sie ist berechtigt. Häufig zeigen sich Inkontinenzprobleme nämlich erstmalig beim Sport. Was dazu führt, dass Frauen (und Männer) den nachweislich wichtigen sportlichen Ausgleich vermeiden. Einerseits aus Scham, anderseits aus Angst die Symptome zu verschlechtern.

 

Um Zahlen zu haben: Die Prävalenz einer Inkontinenz bei Frauen die nicht geboren haben liegt bei 10% (Übergewicht, intensiver Sport, ...), bei Frauen mit Kaiserschnittgeburten bei 16% und bei vaginalen Geburten sind deutlich mehr Frauen betroffen- bis zu 35%. Wobei die Dunkelziffer hier unbekannt ist.

Dabei ist das Alter übrigens nicht ausschlaggebend! Es sind viele sehr junge Mamas betroffen, ebenso wie ältere Mamas.

 

Körperliche Belastungen und dazu zählt Sport (aber auch Niesen, Husten, Lachen, das Heben von schweren Gegenständen, ...) führen zu einem Druckanstieg in der Bauchhöhle und demnach weiterführend ein Druck auf die Blase. Die Blasenschließmuskeln gewährleisten normal die Kontinenz, da sie  dieser plötzlichen Druckerhöhung entgegenwirken und der Ausgang reflektorisch verschlossen bleibt.

Eine Belastungsinkontinenz besteht, wenn bei dieser Druckerhöhung unwillkürlich Urin abgeht, ohne jeglichen Harndrang. Der Blasendruck übersteigt in diesem Moment den Harnröhrenverschlussdruck und führt so zur Harninkontinenz bei körperlicher Belastung (meist weil bei dieser Belastung der Beckenboden leicht nach unten sinkt und der natürliche Verschlussdruck nicht mehr gegeben ist)

Viele Frauen nehmen eine Inkontinenz als selbstverständlich an, doch dem ist nicht so. Eine Beckenbodenschwäche muss behandelt werden und das lässt sich ganz leicht durch einfache Übungen gewährleisten, oft ohne den Alltag unterbrechen zu müssen.  

 

Sport bei einer bestehenden Inkontinenz ist dennoch kein „No Go“, zumal regelmäßige Bewegung einen positiven Einfluss auf die Gesundheit generell hat und die Seele trainiert. In der heutigen Zeit dominiert eher das „Nichts tun“, als die Bewegung und das wirkt sich wiederum negativ auf den restlichen Körper aus.

 

Doch beachte: Nicht alle Sportarten sind bei einer Beckenbodenschwäche uneingeschränkt empfehlenswert und sollten deswegen eher vermieden werden. Dazu zählen Aktivitäten, wie Springen, Trampolinspringen, Tennis, Volleyball, Squash, intensives Aerobic ( ZUMBA etc), Gewichtheben und Joggen.

 

Studien haben ergeben, dass Reiten und Radfahren indes ein positives Feedback auf den Beckenboden geben. Die höchste Aktivität des Beckenbodens wird beim Reiten zum Beispiel während des "gesessenen Trabes"  durch die erhöhte Adduktorenaktivität erreicht. Auch beim Radfahren ergab die gleiche Studie dass schon bei geringer Intensität die Beckenbodenmuskulatur trainiert wird.

 

Funktionielle Gymnastik- also adaptiertes Fitnesstraining- ist fast die einzige Sportart, wo der Beckenboden mit einem relativ hohen Ansteuerungsniveaus intermuskulär-koordinativ mit einbezogen werden kann. Dazu ist aber essentiell, dass die Trainierende den Beckenboden korrekt aktivieren kann.

 

Zusammenfassend kann man also sagen:

Man muss nicht komplett mit dem Sporteln aufhören, wenn man unter einer Beckenbodenschwäche leidet. Man sollte nur eine Sportart wählen, die sich nicht negativ auf den geschwächten Beckenboden auswirkt und man sollte den Beckenboden isoliert aktivieren können, denn nur so gewährleistet man die Rückerlangung der automatischen Aktivität in einer belastenden Situation.

 

Quelle: Der Beckenboden- Tanzbergerkonzept, Uro-News >Ausgabe 2/2013,

Was ist der Beckenboden? Wie aktiviere ich ihn?


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